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April / 2023
AUGSBURGER RENAISSANCE (287+288)
 
Hinweis: Die Ausgabe erscheint für den Buch- und Shophandel auch in fest gebundener Form zum Preis von 14 €.

Auf ein pyrisches Vorwort!

Die Augsburger Geschichte und Kunst hat so etwas wie ein Markenzeichen — den Pyr. Es bedarf keiner großen Aufmerksamkeit, diese Besonderheit in der Stadt zu finden. Im Lauf der Geschichte wurden dafür drei verschiedene Fruchtgebilde herangezogen: die Weintraube, der Pinienzapfen und die Zirbelnuß.

Das Stadtwappen zierte zunächst ein traubenartiges Arrangement, die „Stadtbeere“ auf einem Standfuß, wie es die Augsburger Chronik von 1457 zeigt. Auch das Relief des früheren, gotischen Rathauses (vgl. dessen Position in der Abb. S. 23) an der Ostseite des Holl-Rathauses, um 1450, läßt zwei Wilde Männer einen Schild hochhalten: mit einer Stadtbeere darauf. Ältester Beleg ist das erste, leider etwas „ausgefranste“ Siegel von 1237.

Der 1467 bei Bauarbeiten zu SS. Ulrich und Afra gefundene römerzeitliche Pinienzapfen auf einem korinthischen Kapitell als Aufsatz eines Pfeilergrabdenkmals — der als verschollen gilt — löste eine Transformation von der Traube zum Zapfen und vom Standfuß zum Kapitell, zum „Stadtpyr“, aus. Ein weiterer Pinienzapfen-Aufsatz aus Jurakalkstein, 2./3. Jh. n.Chr., wurde wohl im 15./16. Jh. umgestaltet, um so eine Angleichung an das seit 1260 bestehende Stadtwappen herbeizuführen. Der sog. Wappner, die imposante 2,50 m hohe Rotmarmorskulptur des Sebastian Loscher, Augsburg, vor 1518, vom Röhrkasten, der sich gegenüber dem Weberhaus befand, hält linksseitig einen spitz zulaufenden Schild mit der besonders hervorgehobenen Stadtbeere; dieses Skulptur stand für die Wasserversorgung unter städtischer Hoheit. Der Wappner-Röhrkasten wurde gegen 1599 durch den Merkurbrunnen ersetzt. Das Mittelfeld der sog. Almosentafel der Reichstadt Augsburg, 1537, aus der Werkstatt des Christoph Amberger, wird von der grünlichen gemalten Stadtbeere bestimmt. Zu beiden Seiten geben vornehme, reformierte Bürger Almosen; die Armen mußten ein Abzeichen mit dem Wappen der Stadt tragen. Auf dem farbig gefaßten hölzernen Stadtmodell von Hans Rogel, 1560-63, prangt dann unübersehbar der Stadtpyr, so wie er gleich zweimal auf den Giebelspitzen des erhalten gebliebenen zweiten Dachkreuzmodells von Elias Holl, 1616, eingeplant ist. Das Titelblatt von Alexander Mair zu Marcus Welsers „Rerum Augustanarum Vindelicorum Liber Octo“, Venedig 1594, bringt zentral den Stadtpyr, flankiert von Lech und Wertach symbolisierenden Flußgöttern. Der gelehrte Marcus Welser unterlag jedoch einem Irrtum, denn er hielt den 1467 gefundenen Pinienzapfen für das römische Stadtwappen Augsburgs!

Dieser Irrtum hatte zur Folge, daß auf einem der von Adriaen de Vries modellierten Reliefs zum Herkulesbrunnen die Gründung der römischen Militärsiedlung Augsburgs ostentativ einen heranreitenden Soldaten zeigt, der eine Standarte mit einem Pinienzapfen darauf trägt. Auf Augsburger Graphiken, Münzen, Medaillen, besonders des 17. und 18. Jh., beim Kunsthandwerk wie den Beschauzeichen der berühmten Goldschmiedearbeiten sind Stadtpyr bzw. Stadtbeere das genuine Kennzeichen. Ein Münzschränkchen von Johann Michael Groß, 1756, trägt als krönenden Aufsatz den Stadtpyr.

Botanisch gesehen ist der Pinienzapfen das Resultat der bestäubten weiblichen Pinienblüte; erst im dritten Jahr nach der Bestäubung sind die eßbaren Kerne, zwei auf jeder Schuppe, reif. Die Pinie (Pinus pinea, L.) wächst allerdings nur im warmen Mittelmeerraum.

Die Zirbelnuß mit ihren nicht eßbaren Samen ist der Zapfen der westalpinen Zirbel (Pinus cembra) oder Arve, die Kiefer höher gelegener Bergregionen. Eine besondere, in Hochmooren lebende Kiefer stellt die Spirke (Pinus mugo) dar, was dem Wort „Pyr“ schon sehr nahe kommt. Sprachlich noch verwirrender ist die Bezeichnung „Pinie“ in Ländern ohne deren natürliches Vorkommen. Die auch in Schwaben früher vielseitig verwendete Kiefer (Pinus silvestris), deren getrockneten Zapfen zum Anheizen dienten — „pyr“ steht im Griechischen für Feuer, die Fackel heißt lateinisch „pinus“ — und die Zirbel sind im Niederländischen „pijnboom“, im Englischen „stone pine“, was aber auch Pinie bedeutet. Das englische „pineapple“ für Ananas ist ein bezeichnendes, aber charmantes Beispiel vager, vorwissenschaftlicher Pflanzenbenennung.

Früchte sind lebensnotwendig, Pflanzliches ist für uns in jeder Hinsicht wertvoll. Früchte als Fruchtbarkeitssymbol aufzufassen, ist mehr als naheliegend. Den Augsburger Stadtpyr so zu interpretieren, kann nichts im Wege stehen.

Dr. Adelheid Straten
Redaktion MUSEUM AKTUELL

Die Publikation erscheint anläßlich der Sonderausstellung „Elias Holl (1573-1646). Meister – Werk – Stadt“, die vom 17. Juni bis 17. September 2023 im Maximilianmuseum stattfindet. Das Sonderheft widmet sich der Vorgeschichte des bedeutenden Stadtbaumeisters, des Phänomens der Entstehung der Renaissance in der alten Reichstadt Augsburg. Eine Vielzahl von Spezialisten und Kenner dieser Materie entfaltet eine große Bandbreite, bei der schnell deutlich wird, daß es eine klar konturierte „Augsburger Renaissance“ in dieser Form nicht gegeben hat, daß aber die verschiedenen künstlerischen Bereiche sehr unterschiedlich auf die neuen transalpinen Impulse der Wiederentdeckung der Renaissance reagiert haben. Dieser Transformationsprozeß der italienischen Renaissancekultur in Augsburg steht im Zentrum der vorliegenden Publikation, bei deren Lektüre wir allen viel Freude wünschen. Ein besonderes Dankeschön gilt Götz Beck und der Regio Augsburg Tourismus GmbH.

Dr. Christof Trepesch
Leitender Museumsdirektor Kunstsammlungen und Museen Stadt Augsburg

Inhalt

5 FOKUSSIERUNG

6-15 Wolfgang Wallenta
Renaissance in Augsburg

16 HOLLS BAUTEN

17-20 Christoph Emmendörffer
ELIAS HOLL (1573-1646):
Meister Werk Stadt. Zur Ausstellung im Maximilianmuseum Augsburg (17.6.–17.9.2023)

21-27 Michael Stanic
Herrschaftsform und Baugestalt: Elias Holl und seine Bauten

29 HANDWERK VOM FEINSTEN

30-34 Melanie Thierbach
Die Augsburger Goldschmiedekunst der Renaissance

35 NEUE DREIDIMENSIONALITÄT

36-38 Leo Andergassen
Skulptur und Plastik der Augsburger Renaissance

39 AUGSBURG DRUCKT

40-42 Karl-Georg Pfändtner
Augsburger Druckkunst zur Zeit des Elias Holl

43 MODEBEWUSSTE MÄNNER

44-47 Johannes Pietsch
Die Augsburger Textil- und Kleidungskultur der Renaissance

49 AUFTRÄGE AN DIE BESTEN DER ZEIT

50-53 Andreas Tacke
Am Puls der Zeit: Augsburger Malerei der Renaissance

54 GESCHICKT DURCH DIE STADT GELEITET

55-57 Martin Kluger
Röhrwasser und Brunnengötter im Augsburg der Renaissance
Denkmäler der Trinkwasserversorgung und UNESCO-Welterbe: Kanäle, Wassertürme und drei Monumentalbrunnen

58 SCHIMMERNDE WEHR

59-60 Wolfgang Wallenta
Augsburger Plattner

61 NEUE SINNGEBUNG

62-63 Cosima Götz
Renaissance als Reenactment. Gedanken zum Augsburger Selbstverständnis als „Stadt der Renaissance“

64-66 Wolfgang Oberressl
Augsburg zwischen Wunsch und Wirklichkeit

67 AutorInnen | Impressum

Zum Titelbild

Hans Daucher (1486-1538): Putto aus der Fuggerkapelle
in St. Anna, Augsburg, vor 1518
Kalkstein. L. 29 cm, H. 28 cm, B. 15,5 cm
Kunstsammlungen und Museen Augsburg,
Maximilianmuseum, InvNr. L2019/213

Am 16. Mai 2019 wurden bei Sotheby’s in Paris zwei Putti aus der Sammlung Schickler-Pourtalès versteigert. Die Samm-lung war in Martinvast, einem Landsitz der Familie in der Normandie, verwahrt worden. Glanzstück der weitgehend unbekannten Kollektion waren dieser und ein weiterer Augsburger Engelknabe mit Blütenkranz im Haar (L2029/212). Durch das gemeinsame Engagement der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Kulturstiftung der Länder sowie der Stadt Augsburg konnten die Putti für über 2 Mio. € erworben werden. Sie sind nun dauerhaft im Maximilianmuseum ausgestellt. Thematisch gehört der mit den Fingern der rechten Hand auf den Geschmacks- und Geruchssinn verweisende Putto mit seinen sechs Kollegen in Zusammenhang mit der Funktion der Fuggerkapelle als Grablege für die männlichen Mitglieder der berühmten Augsburger Kaufleutedynastie. Vermutlich sollten sie die christliche Hoffnung auf die leibliche Wiederauferstehung vergegenwärtigen. (Dr. Christoph Emmendörffer)

Die Figurengruppe gehört zum national wertvollen Kulturgut. Die Originale, fünf davon als Leihgabe der Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Stiftungen, sind heute im Maximilianmuseum zu sehen. Anzeige

Kunstsammlungen und Museen Augsburg
Schaezlerpalais
Grafisches Kabinett
Maximilianmuseum
Römisches Museum
Stadtarchäologie / Archäologisches Zentraldepot
H2 – Zentrum für Gegenwartskunst
Halle 1 – Raum für Kunst im Glaspalast
Neue Galerie im Höhmannhaus
Brechthaus
Leopold-Mozart-Haus
Holbeinhaus

Maximilianstraße 46, 86150 Augsburg
T. +49 (0) 821 / 324 41 12 (Besucherservice)
besucherservice-kusa@augsburg.de
https://kunstsammlungen-museen.augsburg.de/

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Augsburger Renaissance ist eine fest gebundene Sonderveröffentlichung von MUSEUM AKTUELL zu der Stadt Deutschlands, die für die Kunstentwicklung zwischen 1520 und 1620 die wichtigste Rolle gespielt hat. Ideal zur Vor- und Nachbereitung der diesjährigen Holl-Ausstellung in Augsburg. Mehr im Shop.

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